Content-Erstellung Kreativitätstechniken

Kreativitätstechniken – mit der Flip-Flop Methode neue Ideen für kreatives Schreiben

StifteboxWer kennt das nicht? Man möchte einen neuen Text schreiben und braucht dringend ein paar frische Ideen. Nur wollen die neuen kreativen Ansätze einfach nicht den Weg zum Papier finden. Auch wenn wir nicht gleich von einer Schreibblockade sprechen wollen, so gibt es doch unzählige Situationen, in denen die Ideen einfach nicht fließen wollen. Da letztlich in jedem Menschen eine Menge Kreativität schlummert, brauchen wir eine Vorgehensweise, um unsere eigenen Ideen anzuzapfen.

An dieser Stelle setzt die Kreativitätstechnik der Flip-Flop-Methode an. Mit ihr finden Sie innerhalb kurzer Zeit neue, kreative Ideen. Dabei ist es letztlich egal, ob Sie einen Text alleine schreiben wollen und dafür neue Herangehensweisen an ein bestimmtes Thema suchen oder ob sie gemeinsam im Team auf Ideenfindung gehen. Die Flip-Flop-Technik eignet sich dazu gleichermaßen und ist gewissermaßen der Express-Turbo unter den Kreativitätstechniken.

Da sich die Kreativitätstechnik der Flip-Flop-Methode auch hervorragend alleine nutzen lässt und damit gerade für Texter, Blogger, Journalisten oder Redakteure sehr geeignet ist, stellen wir sie hier anhand eines Beispiels etwas ausführlicher dar.

Wenn Sie mehr über andere Techniken des kreativen Schreibens erfahren möchten, dann lesen Sie auch diesen Artikel. 

Die Eigenheiten unseres Gehirns – mit Flip-Flop nutzen Sie es kreativ aus

Frau_uebt_KreativitaetstechnikUm den vollen Nutzen aus der Flip-Flop-Methode zu ziehen, müssen wir zunächst einmal verstehen, wie unser Gehirn arbeitet. Seit vielen tausenden, wenn nicht Millionen Jahren sichert unser Gehirn und die darin eingebauten Mechanismen unser Überleben. Vor vielen tausend Jahren war es für die damaligen Erdenbewohner eben wichtig, nicht vom Raubtier gefressen zu werden oder zu verhungern. Im Laufe der Zeit haben sich in unserem Gehirn also Prozesse gebildet, die wir uns bei der nachfolgend Flip-Flop-Technik weiter zu Nutze machen können:

  • Unser Gehirn sucht in unserer Umgebung ständig nach Dingen, die nicht in Ordnung sind bzw. nicht stimmen. Das war früher für den Neandertaler durchaus wichtig. Wenn also am Waldesrand der Säbelzahntiger auftauchte, dann musste der geübte Jäger und Sammler sofort entdecken, dass hier etwas nicht stimmt.
    Auch heute ist es noch so, dass uns weniger die vorhandene Ordnung auffällt, als die wenigen Sachen, die unordentlich sind. Wer das nicht glaubt, der möge bitte einfach nur einmal ein beliebiges Kinderzimmer in Deutschland betreten und anschließend sowohl die Kinder als auch die Eltern nach der Einschätzung zum Thema Ordnung befragen.
    Wir halten also für unser nachfolgende Kreativität Übung fest: Unser Gehirn kann hervorragend Dinge identifizieren die nicht in Ordnung sind und nicht passen. Dinge die o.k. sind erwähnen wir häufig nicht oder übersehen sie sogar.
  • Unser Denkapparat ist außerdem damit beschäftigt, die möglicherweise vorhandene Unordnung unserer Umgebung zu sortieren und ähnliche Bereiche und Abschnitte zu gruppieren. Mit dieser Clusterung machen wir es uns selbst leichter auch wenn das Ergebnis davon häufig eine Art Schubladendenken ist. Letztlich ist es aber auch nichts anderes als eine Art Überlebensstrategie unseres Gehirns.
  • Ebenso eine Art Vereinfachung ist die Fähigkeit schwarz und weiß zu denken. Es ist viel leichter für unser Hirn in Extremen zu denken. Es ist also entweder ganz kalt oder sehr heiß. Etwas ist schwarz oder weiß, sehr groß oder winzig. Natürlich wissen wir als vernunftbegabter Menschen, dass es Abstufungen und Schattierungen dazwischen gibt.
    Auch hier machte sich unser Gehirn wieder leicht und sichert sich selbst sozusagen das Überleben um mit minimalem Aufwand einen maximalen Output zu erzeugen. Im Gespräch mit dem eigenen Nachwuchs in dem weiter oben angedeuteten unordentlichen Kinderzimmer ist das vermutlich nicht hilfreich. In unserem Fall der Ideenfindung jedoch, werden wir uns gleich diese Fähigkeit zu Nutze machen.

Kreativitätstechniken: Mehr kreative Ideen

Mann_liest_ipadIm Nachfolgenden wollen wir anhand eines Beispiels die Flip-Flop-Methode exemplarisch durchspielen. Dabei notieren wir zunächst einmal das eigentliche Thema, zu dem uns zunächst einmal vermeintlich keine kreativen Ideen einfallen wollen.

Zu Beginn der Übung wandeln wir das Thema zunächst in sein Gegenteil um. Sie schreiben also als Arbeitshypothese zunächst einmal das vollkommene Gegenteil auf, idealerweise in einer etwas übertriebenen Form. Zu dieser sehr übertriebenen Form sammeln Sie entweder alleine oder gemeinsam im Team zunächst einmal Ideen. Dabei ist es wichtig, die Ideen sowohl die eigenen als auch die der anderen Kollegen frei fließen zu lassen, nicht zu kommentieren oder zu bewerten und am Anfang möglichst viele unterschiedliche Gesichtspunkte zusammen.

1. Schritt: Extreme Ideen finden – zum Gegenteil

Die Sammlung fällt in der Regel bei der Flip-Flop-Technik schon deswegen viel ausführlicher aus, weil unser Gehirn aufgrund des Suchens nach einem Gegenteil seine ganze Kreativität ausleben kann.

Wenn nach ca. 10-15 Minuten keine weiteren Ideen mehr fließen, beenden Sie die Phase der Ideensammlung und kommen zum nächsten Schritt. Die bis jetzt gesammelten Ideen (zum Gegenteil des eigentlichen Themas) gruppieren Sie nach Themenschwerpunkten und bilden so genannte Cluster. Auch das fällt uns aufgrund der oben beschriebenen Funktionsweise unseres Gehirns in der Regel leicht. Hier geht es auch nicht darum, ob etwas akademisch richtig ist, sondern ob es intuitiv in etwa passen könnte.

Im letzten Schritt der Übung, versuchen wir nun aus diesen extremen Ideen bzw. Denkansätzen im positiven Sinne ein kreatives Gegenteil zu bilden. Wenn also beispielsweise eine Idee war, etwas sehr kurz und klein zu halten, so wäre das Gegenteil beispielsweise etwas sehr ausführlich und extrem zu machen.

Schachfiguren_swDie Flip-Flop-Kreativitästechnik an einem Beispiel erklärt

Um die Flip-Flop-Methode als eine von vielen Kreativitätstechniken etwas besser kennen zu lernen, schildere ich nun die Vorgehensweise anhand eines konkreten Beispiels. Im nachfolgenden gehen wir davon aus, dass unsere Aufgabe ist, einen wirklich herausragenden und lesenswerten Brief zu schreiben. Für diese Aufgabe wollen wir nun mithilfe der Flip-Flop-Methode neue Ideen und unterschiedliche Blickwinkel suchen.

Im ersten Schritt formulieren wir dazu die vollkommen gegenteilige Hypothese zur eigentlichen Aufgabenstellung – nämlich einen „herausragenden Brief zu formulieren“. Wir sammeln also zunächst Ideen Aspekte zu der Frage wie ein wirklich schrecklicher, absolut abstoßender und unpassender Brief wohl aussehen könnte. Dazu notieren wir sofort nachdem wir diese Hypothese ausgesprochen haben sämtliche Gedanken, die uns durch den Kopf gehen.

  • Schlechte Schrift
  • Viele Fehler
  • Grausame Rechtschreibung
  • Ohne Punkt und Komma
  • Eintönig und monoton
  • Passive Sätze bzw. Wortwahl
  • Endlose Sätze
  • Kommt nicht auf den Punkt
  • Eselsohren
  • Kaffeeflecken
  • Verschmierte Tinte
  • Kleckse auf dem Brief
  • Toner ausgelaufen und verschmiert

CarpeDiem_Buchstabensuppe_schwarzweissDie Liste könnte ich im Moment noch fast endlos fortsetzen. Ich bin mir aber sicher, dass Sie beim Lesen der wenigen Stichworte bereits verstanden haben, dass unser Gehirn hier förmlich zu Hochtouren aufläuft und kreativ wird. Wenn Sie diese Art Übung im Team machen und einen Kollegen bitten mit zuschreiben, so können die restlichen Kollegen für 5 Minuten die Augen schließen und nur hören was die anderen sagen und sich dadurch inspirieren lassen. Dadurch werden sie natürlich jede Menge Synonyme und verwandte Begriffe erhalten. Die eine oder andere Idee werden sie aber auch auf diese Weise dadurch erzielen, dass sich ein Mitstreiter vom anderen inspirieren lässt.

Sobald Sie möglichst viele Begriffe für das Thema „fürchterlicher Brief“ gesammelt haben, beginnen Sie nun die neuen Ideen nach Verwandtschaftsgrad und Ähnlichkeit zu gruppieren.

Hinweis: Mir selbst hat es geholfen, die Begriffe jetzt zu gruppieren und im nachfolgenden Schritt der Gegenteilsbildung etwas strukturierter vorzugehen. Sie können aber genauso gut Arbeitsschritt der-Cluster Bildung an das Ende der gesamten Übung stellen.

Im vorletzten Schritt der Ideenfindung mit der Flip-Flop-Technik, versuchen wir nun aus den gruseligen Ideen zu einem schlechten Brief zunächst etwas Positives zu erhalten. Dies erreichen wir indem wir unser Gehirn bitten, das Gegenteil von diesem bis jetzt schon gefundenen Begriff zu ermitteln. Im allerletzten Schritt versuchen wir dieses positive Element noch einmal zu übertreffen.

In der praktischen Arbeit hatte sich bewährt, hier entweder an einem Flip-Chart zu arbeiten und die Begriffe spaltenweise zu notieren. Sofern Sie alleine arbeiten können Sie das genauso bequem in Form einer Tabelle tun.

Wir übertragen dazu also in eine Tabelle in der linken Spalte unsere bisher gefundenen kreativen Ideen für etwas Schlechtes ein. In der mittleren Spalte notieren wir die positiven Gegenteile. In der rechts daneben liegenden Spalte versuchen wir dann anschließend das positive noch einmal zu übertreffen.

In der nachfolgenden Tabelle habe ich diese Vorgehensweise stichwortartig für drei Ideen notiert. Selbstverständlich könnte man hier in diesem Beispiel die gesamte Ideenfindung aus dem ersten Schritt aufgreifen. Ich denke aber, dass anhand der drei Begriffe und ihren positiven Gegenteilen das Prinzip der Übung klar wird.

„Schlechte“ Idee Positives Gegenteil …übertreffen
Zerknittertes oder zerrissenes Papier Sauberes, weißes Papier Handgeschöpftes Büttenpapier
Krakelige, unleserliche Schrift Sauberer Ausdruck (Computer) Handgeschriener Brief, Kaligrafie
Endlose Sätze Kurze, leicht lesbare Sätze. „Statt einem ‚und‘ ein Punkt“ Direkte, individuelle und persönliche Ansprache des Kunden

 

In der mittleren und rechten Spalte stehen nun also die von uns eigentlich gesuchten kreativen Ideen für unseren neuen Text.

Mit der Kreativtitätstechnik der Flip-Flop-Methode können Sie also über den Umweg der Bildung des Gegenteils eine Menge Kreativität im Kopf freisetzen, indem Sie sich die eingebauten Mechanismen ihres Gehirns zu Nutze machen.

Tipp: Versuchen Sie doch einmal jetzt gleich, an einem konkreten Beispiel selbst die Technik auszuprobieren.

Dazu eignen sich erfahrungsgemäß Anregungen aus dem praktischen Leben sehr gut. Das können Beispiele für sehr aufgeräumte oder eben unaufgeräumte Kinderzimmer sein. Genauso die Frage wie man „möglichst effizient am Freitagnachmittag einkaufen geht“. Am besten wählen Sie praktische Beispiele aus dem echten Leben.

Genauso gut können Sie die Kreativitätstechnik einmal bei einer Tasse Kaffee unter Kollegen ausprobieren. Falls Ihnen überhaupt kein interessantes Thema einfallen will, dann versuchen Sie doch einfach mal der Frage nachzugehen: „Wie kann der Chef für ein möglichst mieses und ‚unterirdisches‘ Betriebsklima beitragen“. Zu dieser praktischen Übung ist in unseren Workshops bisher noch allen Teilnehmern eine große Menge an Ideen eingefallen. 😉

Wie bei anderen Techniken gilt auch bei der Flip-Flop-Methode, dass Übung den Meister macht. Testen Sie die Methode doch einfach ab und zu einmal mit einem Zettel oder am Computer aus. Sie werden überrascht sein, wie schnell Sie diese Methode verinnerlicht haben und wie leicht es Ihnen fällt über die Art und Weise der Bildung von gegenteiligen Extremen Sie wieder beim eigentlichen Thema ihrer Ideenfindung angelangen.