Ich stoße im Alltag immer wieder auf Rechtschreibfehler, die mir als studierte Deutschlehrerin in der Seele weh tun. Doch sie sind so alltäglich, dass es jeder Blogger garantiert mit ihnen zu tun bekommt, wenn er die Regeln dazu nicht beherrscht. Solche Fehler sind so peinlich wie überflüssig und im Grunde nicht schwierig zu vermeiden. Drei der häufigsten Fehler thematisiere ich in den folgenden Abschnitten.
Inhalt
Der Unterschied zwischen “das” und “dass”
Viele Menschen scheinen an dieses Thema mit der Einstellung “Augen zu und durch” heran zu gehen. Vor allem solche, die nur hin und wieder etwas schreiben oder gerade erst anfangen das Schreiben etwas häufiger zu praktizieren. Das lässt mich hoffen, dass es nur etwas Übung bedarf, um das Thema “das” und “dass” erfolgreich zu verinnerlichen.
Zunächst ein kleiner, wenn auch wichtiger Hinweis an die “alten Hasen” des Schreibens: “daß” gibt es nicht mehr. Das war die (mittlerweile sehr) alte Rechtschreibung und wurde schon vor Jahren vollständig vom “dass” ersetzt. Also das “daß” mit scharfem “s” oder auch “eszet” könnt ihr getrost aus eurem Langzeitspeicher löschen. Es existiert nicht mehr.
Nun zum Wesentlichen: Woher weiß ich, wann ich “das” und wann ich “dass” verwende?
Grundsätzlich ist “das” ein Artikel oder Pronomen. Er steht also vor oder für Nomen. Ein solches “das” lässt sich durch “dieses”, “jenes” oder “welches” ersetzen. Der Sinn des Satzes bleibt dadurch unverändert.
Beispiele:
Das Auto hat einen Platten. → Dieses Auto hat einen Platten.
Das Fahrrad ist schwarz. → Jenes Fahrrad ist schwarz.
Für das Ersetzen mit dem Wort “welches”, muss der Satz etwas anders aussehen:
Das Mädchen, das dort steht. → Das Mädchen, welches dort steht.
Dieser letzte Satz ist typisch für einen “das – dass – Fehler”. Denn aus irgend einem Grund haben viele Menschen im Kopf: “Nach Komma schreibt man “dass”!” Das ist aber vollkommen falsch. Zwar steht ein “dass” meist nach einem Komma, aber das heißt nicht, dass jedes “das”, das nach einem Komma steht, mit Doppel-S geschrieben wird. “Dass” leitet einen Nebensatz ein, der auch am Anfang stehen kann:
Dass es heute regnet, finde ich schade.
“Dass” wird immer dann eingesetzt, wenn man an seine Stelle NICHT “dieses”, “jenes” oder “welches” setzen kann.
Ich habe ein Buch gelesen, das sehr spannend war. → Ich habe ein Buch gelesen, welches sehr spannend war.
Ich hoffe, das Buch ist spannend. → Ich hoffe, dieses Buch ist spannend.
Ich hoffe, dass das Buch spannend ist. → Ich hoffe, dass dieses Buch spannend ist.
Dass das Buch spannend ist, hoffe ich sehr. → Dass dieses Buch spannend ist, hoffe ich sehr.
Lesetipp: Das angehängte “s” mit und ohne Apostroph
Zusammenfassung
Kann man ein “das” NICHT durch “dieses”, “jenes” oder “welches” ersetzen, schreibt man “dass”. In allen anderen Fällen bleibt es ein gewöhnliches “das”.
Der Unterschied zwischen “seit” und “seid”
Ein weiterer Fehler, der sich gern einschleicht, ist die falsche Verwendung von “seit” und “seid”. Dabei ist der Unterschied im Grunde nicht schwierig.
Auf “seit” folgt immer die Angabe eines Zeitraumes oder eines Zeitpunktes.
Beispiele:
Ich bin seit 5 Uhr wach.
Ich spiele Fußball, seit ich 8 Jahre alt war.
Seit 5 Stunden lese ich dieses Buch.
Zugegeben, hin und wieder sind die Zeiträume etwas abstrakt verpackt und werden nicht in Stunden, Tagen, Jahren oder Uhrzeiten ausgedrückt:
Ich kenne dich, seit ich hier wohne.
Seit wir uns kennen, hast du braune Haare.
Dennoch geht es in einem Satz mit dem Wort “seit” immer um Zeiträume, die vergangen sind.
“Seit” hat also etwas mit Zeit zu tun. (Beides – seit und Zeit – endet mit “t” – vielleicht ist das eine geeignete Eselsbrücke)
Die Konjugation des Verbs “sein”
Das Wort “seid” ist hingegen eine Form des Verbs “sein”. Und zwar die der zweiten Person Plural. Zur Erinnerung:
Singular (Einzahl) | Plural (Mehrzahl) | |
1. Person | ich | wir |
2. Person | du | ihr |
3. Person | er, sie, es | sie |
Das Verb “sein” wird folgendermaßen konjugiert
Singular (Einzahl) | Plural (Mehrzahl) | |
1. Person | ich bin | wir sind |
2. Person | du bist | ihr seid |
3. Person | er, sie, es ist | sie sind |
Bei der 2. Person Plural (Ihr) finden wir das Wort “seid”.
Wenn man also eine Gruppe von mindestens zwei Personen (oder meinetwegen auch Tieren) anspricht, und hierfür beinahe zwangsläufig das Wort “ihr” verwendet, muss man im Zusammenhang mit dem Verb “sein” das Wort “seid” verwenden.
Beispiele:
Ihr seid aber früh dran!
Seid ihr mit dem Auto gekommen?
Was seid ihr nur für Glückspilze!
Wieso seid ihr nicht über die Autobahn gefahren?
Es geht auch ohne das “ihr”:
Seid willkommen!
Hier kann man sich das “ihr” dazu denken: “Ihr seid willkommen!”
Kleiner Hinweis am Rande:
In der altertümlichen Sprache, wurde auch die 2. Person Singular (Du) mit “ihr” und entsprechend “seid” angesprochen. Um hierfür ein bildhaftes Beispiel aufzuzeigen, versetzen wir uns gedanklich in den Ballsaal einer Burg im 15. Jahrhundert, wo gerade der Geburtstag des dort ansässigen Adligen gefeiert wird. Es wird getanzt, gelacht, getrunken und geschwatzt. Im Hintergrund spielt ein Cembalo. Der Sohn des Adligen erblickt ein hübsches Mädchen und spricht es mit den folgenden Worten an:
“Solch’ seltene Schönheit wie ihr es seid, sieht man hier nicht alle Tage. Darf ich euch zum Tanz bitten?”
Damals wusste man eben noch, wie man Frauen anzusprechen hat…
Zum Glück spricht man heute nicht mehr so, das würde nur zu noch mehr Verwirrung führen, ob nun eine einzelne Person, oder eine Gruppe gemeint ist.
Zusammenfassung
Das Wort “seit” verwendet man im Zusammenhang mit einem Zeitraum. “Seid” ist die korrekte Schreibweise, wenn man eine Gruppe von mindestens zwei Personen anspricht.
Jedes Jahr am 31.12. feiern wir Stallone
Diesen Eindruck bekomme ich zumindest immer wieder, wenn ich mal wieder gefragt werde: “Und, wie feierst du Sylvester?” Und diese Schreibweise ist wirklich sehr verbreitet. Ich musste neulich feststellen, dass selbst der Outlook-Kalender hier ein böses Ypsilon verwendet! Ja, auch große Firmen wie Microsoft scheinen vor solchen Fehlern nicht gefeit zu sein. Also falls dies hier ein Microsoft-Mensch liest: BITTE ÄNDERT DAS!
Fakt ist:
Den letzten Tag des Jahres, der 31. Dezember, nennen wir “Silvester” – mit “i”. Er ist zugleich der Gedenktag des heiligen Papstes Silvester und wurde im Heiligenkalender (ja, das schreibt man so) der römisch-katholischen Kirche so festgelegt. An diesem Tag im Jahr 335 ist Papst Silvester verstorben.
Dass viele Leute Silvester dennoch gern mit Ypsilon schreiben, liegt vermutlich an den “Prominenten”, die diesen Namen tragen. Sylvester Stallone beispielsweise oder auch die “böse Miezekatze” Sylvester, die ständig versucht, den armen Tweety zu fressen.
Vielleicht ist es auch einfach eine tief verwurzelte Assoziation aus der Grundschulzeit, in der wir das “V” und das “Y” in dieselbe Schublade der seltenen Buchstaben gesteckt haben. Und da im Wort Silvester ein V vorkommt, denken wir automatisch auch an das Y…
Was auch immer die Gründe für die falsche Schreibweise sein mögen, ich hoffe, mit diesem Artikel hat sich das – zumindest für die Leser – ein für alle Mal erledigt. Ihr könnt es ja weiter sagen…
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Julia Ullrich ist Teil des Redaktions-Teams von Text-Center.com. Sie schreibt außerdem für die Digital-Agentur Awantego.com .